
Verwegener Bergbach
CHF 17.90
Der Weg zu Heinz führt uns tief ins Emmental, auf rund 900 Meter über Meer. Ein abgelegener Hof, der sich nicht leicht finden lässt, selbst das Navigationsgerät gibt irgendwann auf. Doch wer den Weg sucht, wird belohnt: Vorbei an sanften Hügeln, üppigen Wiesen und einer Landschaft, die unseren Puls langsamer werden lässt. Seit fast vier Jahrzehnten wächst hier eine Vision, die Bio-Kräuter, Menschen und Natur verbindet und die den Weg in unsere Musa Calma Tees findet.
Hier lebt und arbeitet Heinz mit seiner Familie. Seit 1986 betreibt er biologische Landwirtschaft, zu einer Zeit, als Bio im Emmental noch ein Fremdwort war. Der Hofgründer erzählt, der Bio-Bergkräuteranbau war zu dieser Zeit noch sehr fremd und höchst gewöhnungsbedürftig für «echte» Emmentaler Bauern. Der Pionier Heinz und seine Frau eröffneten somit in der Landwirtschaft spannende und hitzige Diskussionen über die biologische Landwirtschaft. Doch Heinz hatte schon als kleiner Junge einen klaren Traum: Bauer werden. Auf sieben Hektaren begann er damals mit Kühen, Gemüse und den ersten Kräutern. Heute sind daraus 25 Hektaren geworden, mit rund 40 Aren Kräuterfeldern.
Bis zu 40 verschiedene Kräuter wachsen hier: Verveine, Ringelblume, Oregano, Basilikum, Petersilie, Griechischer Bergtee, Fenchel, Marokkanische Minze, Zitronenmelisse, Pfefferminze, Rosmarin, Thymian, Lavendel um nur einige zu nennen. Manche Pflanzen brauchen Wärme und Schutz. Für sie gibt es im Frühjahr Folientunnel, in denen sie gedeihen können, bis die frostigen Nächte vorbei sind, andere trotzen Wind und Regen auf dem offenen Feld. Bändchengewebe schützt die jungen Kräuter vor Schmutz bei Regen und hält gleichzeitig den Boden feucht. Doch Bio-Landwirtschaft bedeutet auch: akzeptieren, dass nicht alles perfekt läuft. Schädlinge gehören dazu. Wo konventionelle Bauern zur Chemie greifen, bleibt Heinz bei seiner Überzeugung der natürlichen Kreisläufe. Keine Pestizide stattdessen Beobachtung, Geduld und das Vertrauen, dass die Pflanzen selbst Stärke entwickeln.
Die Ernte beginnt Ende Mai und zieht sich bis in den Oktober hinein. Dann werden die Kräuter von Hand geschnitten oder, wo möglich, mit der Schnittmaschine. Der erste Schnitt, der sogenannte Kopfschnitt, ist besonders wertvoll: Blätter und Blüten bleiben als Ganzes erhalten, die ätherischen Öle sind hier am konzentriertesten. Für unsere Musa Calma Tees bevorzugen wir genau diesen Schnitt, sie verleihen den Mischungen ihre Intensität und ihr volles Aroma. Danach folgen Nachschnitt und Feinschnitt, die meist für Teebeutel gebraucht werden. Alles wird sorgfältig getrennt: Blätter, Blüten und Stängel, damit am Ende höchste Qualität entsteht. Damit die Kräuter ihre Qualität behalten, braucht es eine schonende Verarbeitung. Heinz hat vor über 35 Jahren mit der eigenen Trocknungsanlage begonnen, die durch Solarkollektoren und der Holzzentralheizung betrieben wird. Die Temperatur bleibt konstant bei 35 Grad, niedrig genug, um satte Farben, wertvolle Inhaltsstoffe und ätherische Öle zu bewahren, jene Essenz, die unseren Tee zum Erlebnis macht.
Nach drei bis vier Tagen sind die Kräuter trocken und voller Lebenskraft. Ein weiterer Schritt sorgt für Reinheit: In einer Kälteanlage werden die Kräuter drei Tage lang bei –30 Grad gelagert, wodurch mögliche Insekten, Larven oder Eier unschädlich gemacht werden. Erst dann wandern sie ins Lager. Dort herrscht ein Klima von 42 % Luftfeuchtigkeit und 12–14 Grad Raumtemperatur. Perfekt, um die Ernte bis zur Weiterverarbeitung frisch und stabil zu halten.
Heinz verarbeitet nicht nur die Ernte seines eigenen Hofes. Rund 20 andere Bio-Bauern aus der Region bringen ihre Blüten und Kräuter ebenfalls hierher. Es gab Jahre, wo bis zu 15 Tonnen trockene Kräuter durch die Verarbeitungsmaschine gingen. Ein beeindruckendes Zeugnis für das Vertrauen, das Heinz als Pionier geniesst.
Wenn die getrockneten Kräuter schliesslich bei uns in der Musa Calma Manufaktur eintreffen, beginnt unser Teil der Reise: In Handarbeit mischen wir, füllen ab, verpacken und machen sie bereit für unsere Kunden. Jede Tasse Tee trägt damit ein Stück Emmental in sich mit seiner Landschaft, seiner Geschichte und der Sorgfalt eines Mannes, der nie aufgehört hat, an die Kraft der Pflanzen zu glauben.
Die Verbindung geht über den Tee hinaus. Mit Heinz teilen wir eine Leidenschaft: die Liebe zu den Wildkräutern, ihre Geschichten und ihre wertvolle Kraft. Wir sprechen über Alpenkräuter, aber auch über Pflanzen aus anderen Teilen der Welt von Artemisia annua bis Jiaogulan. Für Heinz hört die Neugier nicht an den Landesgrenzen auf.
Sein Hof ist mehr als ein Ort der Landwirtschaft. Er ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Vision, Geduld und Vertrauen den Weg bereiten für eine Zukunft, in der Natur und Mensch im Einklang stehen – und wie aus dieser Haltung ein Tee entsteht, den man nicht nur trinkt, sondern spürt.